Schlafsäcke, Brötchenkörbe und Deko-Hasen
LEB-Nähwerkstatt „Zick Zack“ unterstützt seit über fünf Jahren Migrantinnen
In der Evangelischen Familienbildungsstätte Oldenburg (EFB) kommen sie täglich zusammen: 16 Frauen aus Syrien, Irak, Türkei, Russland, Polen, Kasachstan und Somalia. Sie verbindet nicht nur ihr Migrationshintergrund, sondern der Spaß, gemeinsam in der LEB-Nähwerkstatt „Zick Zack“ kreativ zu werden.
Wie zum Beispiel Jouhar Alzema, die 2015 aus Syrien nach Deutschland geflüchtet ist. Die Arbeitsgelegenheit in der Werkstatt hat sie zuversichtlicher gemacht: „Ich möchte später eine richtige Arbeit haben und den Führerschein machen. Wenn ich alt bin, möchte ich vielleicht in meine Heimat zurück, weil meine älteste Tochter dort zurückbleiben musste. Sie lebt dort mit ihrem Mann und dessen Familie.“
Zick Zack ist eine Kooperation der LEB mit dem Jobcenter und dem Gesundheitsamt der Stadt Oldenburg. Ziel ist, die Teilnehmerinnen in Stadt, Kultur und Gesellschaft zu integrieren und sie auf das Arbeitsleben hier bei uns vorzubereiten. Über das Handwerk des Nähens haben sich die Frauen dabei schon einen Namen gemacht. „Vor allem vielen frischgebackenen Eltern ist Zick Zack ein Begriff“, weiß LEB-Projektleiterin Frauke Wellmann. Zur Begrüßung von Neugeborenen in Oldenburg werden regelmäßig Babyschlafsäcke genäht, welche dann von Familienhebammen und Kinderkrankenschwestern des Gesundheitsamtes im Rahmen eines Informationsbesuches als Willkommensgeschenk überreicht werden. Damit unterstützen die Migrantinnen die engagierte Arbeit des Projektes GUSTL („Guter Start ins Leben“) der Stadt Oldenburg. Auch andere Dinge wie Schürzen, Kissen, Kostüme und der „Oldenburger Brötchenkorb“ entstehen unter der Zick-Zack-Nähnadel. Zuletzt hat eine bunte Schar von Hühnern und Hasen ins Sortiment gefunden. Die vielfältige Auswahl von Frühjahrs- und Osterdekorationen in frischen Farben und Mustern können von Besuchern gegen eine Spende erworben werden.
Die Pandemie hat allerdings für die Näherinnen so einiges erschwert, denn für gewöhnlich besuchen sie gemeinsam kulturelle Veranstaltungen oder kochen in der EFB zusammen: „Die Arbeitsgruppe bietet einen idealen Ausgangspunkt für Aktivitäten. Die Frauen lernen die deutsche Kultur kennen, knüpfen neue Kontakte, bauen Sprachbarrieren ab.", fasst Frauke Wellmann zusammen.
Jouhar Alzemas Sohn und ihre andere Tochter leben in Oldenburg und werden nach Einschätzung ihrer Mutter wohl nicht in die Heimat zurückgehen wollen. „So werde ich immer einen Teil meiner Familie vermissen.“, sagt die Syrerin, weiß aber gleichzeitig zu schätzen, dass ihr Jüngster hier zur Schule gehen und eine Ausbildung machen kann. Das nächste große Ziel ist, den Sprachkurs B1 erfolgreich abzuschließen: „Wenn ich das schaffe, bekomme ich den deutschen Pass und darf reisen.“ Die Gruppe gibt ihr dabei großen Halt.
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