Von der Lehmkuhle bis ins Moor
Wildeshauser Team schafft neue Blumenwiese für den Artenschutz
Zwischen Harpstedt und Wildeshausen soll eine neue natürliche Wiesenfläche entstehen. Das Team der LEB-Werkstatt in Wildeshausen hat sich im Auftrag der unteren Naturschutzbehörde (UNB) der Sache angenommen. Mittels sogenannter Mähgutübertragung wurden die notwendigen Samen von der Wildeshauser Lehmkuhle zum Wunderburger Moor transportiert.
Der Landkreis Oldenburg besteht zu 64 Prozent aus landwirtschaftlichen Flächen, die zum großen Teil ackerbaulich, aber auch als Grünland genutzt werden. Durch häufiges Mähen sowie eine starke Düngung der landwirtschaftlich genutzten Wiesen schwindet allerdings auch hier der Lebensraum für Insekten und Pflanzen – der Mensch hat dafür gesorgt, dass sich das Artenspektrum drastisch reduziert. Die heimischen Wiesenbewohner benötigen aber für ihre weitere Existenz dringend Lebensraum. Die Schaffung von neuen, schonend genutzten Wiesen ist also unabdingbar.
An dieser Stelle kam ab Juli das LEB-Werkstattprojekt Ganderkesee/Wildeshausen ins Spiel. Bereits im Jahr 2019 machte das Team Erfahrungen mit der Mähgutübertragung, bei der es darum geht, Mähgut artenreicher Wiesen mit den in ihm enthaltenen Samen auf die anzusäenden Flächen zu übertragen. Damals ging es um die Ansiedlung von Silbergras. Für das aktuelle Vorhaben wurde im Namen der UNB eine kreiseigene Fläche an der Wildeshauser Lehmkuhle abgemäht, die nach Begutachtung eine hohe Anzahl hochwertiger Wiesenkräuter aufgewiesen hatte. Hierbei sei der Erntezeitpunkt der Samen von entscheidender Bedeutung, da diese nicht so reif sein dürften, dass sie aus dem Mäher herausfallen, erklärt Fachanleiter für Naturschutz, Peter Thieß und ergänzt: „Wenn die Pflanzen ihre Frucht gebildet haben und dann abgeschnitten werden, gehen sie in die Notreife und sind bereit für die Mähgutübertragung.“
Die Projektteilnehmenden haben mit einem Balkenmäher gearbeitet, der das Grün sanft abschneidet. Im Gegensatz zum Kreiselmäher, der die Ähren grob beschädigt, wird das Mähgut bodennah abgeschnitten und fällt auf eine Seite. „Bestimmte Pflanzengattungen hatten wir hier nicht im Fokus.“, so Thieß. Mehr sei es um den Artenreichtum der Wiese, wie auch die heimische Herkunft der Pflanzen gegangen.
Für die Neuansaat einer Wiese ist das Mähgut dann zum Wunderburger Moor transportiert worden, denn dort hat der Landkreis ein Areal von 2,5 Hektar für eine bunte und vielfältige Insekten- und Pflanzenheimat zur Verfügung gestellt. Innerhalb dieser Fläche wurden vier Saatstreifen von jeweils 10×2 Meter Größe angelegt: „Zur Vorbereitung des Saatbettes nutzten wir zunächst die Umkehrfräse, mit der das Grün umgebrochen und die Erde von Steinen und Pflanzenresten getrennt wird. Mittels einer Kreiselegge konnten wir den Boden der Empfängerfläche gleichzeitig lockern und glätten.“, beschreibt Thieß das genaue Vorgehen. Ausgehend von den Saatstreifen werden sich die neuen Wiesenbewohner in alle Richtungen verbreiten und selbstständig aussäen, sodass letztendlich die gesamten 2,5 Hektar von den geschaffenen Blühstreifen profitieren.
Insgesamt sind die Teilnehmer*innen des Naturschutzbereiches eine gute Woche mit der Mähgutübertragung von Spender- zu Empfängerfläche beschäftigt und trotz körperlich anspruchsvoller Arbeit alle gut und gerne bei der Sache gewesen, resümiert Verena Heine. Als Anleiterin bei der LEB für den Holz- und Naturschutzbereich hat sie federführend das Mähgut im Moor aufgetragen: „Besonders freuen wir uns schon jetzt auf das kommende Jahr, wo wir bei einem Besuch im Wunderburger Moor bei voller Blütenpracht und stetigem Sumsen die Früchte unserer Arbeit genießen können.“